Regensburg/Landkreis Cham. Gute Beispiele zur Innenentwicklung, Nachnutzungsmöglichkeiten für Leerstände und Industriebrachen, Entwicklungsmöglichkeiten für Ortskerne und flächeneffiziente Bauformen – das stand auf dem Programm einer Fahrradexkursion des Flächensparmanagements der Regierung der Oberpfalz von Cham nach Bad Kötzting. Zusammen mit Regierungspräsident Walter Jonas und Landrat Franz Löffler startete die Gruppe in Cham.
Regierungspräsident Jonas hob hervor, dass vielfältige Flächennutzungen miteinander konkurrieren. Man brauche Flächen zum Wohnen, für Gewerbe, Infrastruktur, Freizeit aber auch zur Erzeugung von Nahrungsmitteln und in Zukunft verstärkt auch zur Energiegewinnung. „Die Ressource Fläche ist endlich. Es ist deshalb wichtig, dass wir die Nutzungen möglichst effizient gestalten, damit auch unsere Kinder noch Entwicklungsmöglichkeiten haben“, betonte der Regierungspräsident. Darüber hinaus sei Flächensparen ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz, da durch kompakte Siedlungsstrukturen wichtige Naturflächen im Außenbereich erhalten werden.
Landrat Löffler warb dafür, die Gemeinden noch intensiver dabei zu unterstützen, sich innerorts zu entwickeln. Klares Ziel sei es, mehr Leerstände in den Städten und Dörfern zu reaktivieren und sparsam mit Neuausweisungen umzugehen. Dafür brauche es kluge Lösungen, so der Landrat. Der Landkreis Cham hat seit einigen Jahren ein Siedlungsmanagement am Landratsamt eingerichtet, dem alle 39 Gemeinden angehören. Im Zuge dessen wurden landkreisweit alle Leerstände und Baulücken erfasst. Von rund 36.000 Wohngebäuden stehen aktuell rund 1.800 Gebäude leer, rund 80 Prozent davon innerorts. Gemeinsam mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern sei man bestrebt passende Nachnutzungen zu finden.
Beispiele einer Nachnutzung gab es für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer – darunter Bürgermeister, Vertreter von Gemeindeverwaltungen und Planungsbüros – zunächst in der Altstadt von Cham zu sehen. Walter Dendorfer, 2. Bürgermeister von Cham, führte die Gruppe durch das „Winter-Haus“, einen ehemaligen Leerstand auf dem Marktplatz, der frisch saniert wurde und jetzt die Touristeninformation als Aushängeschild der Stadt Cham beherbergt.
Anschließend machten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem Rindermarkt ein Bild von einem leerstehenden Gebäude im Urzustand. Architekt Georg Kerschberger und Investor Johann Heselberger informierten über ihre Pläne, in dieser zentralen Lage barrierefreie hochwertige Wohnungen sowie auch eine Ladeneinheit errichten zu wollen. Beide machten deutlich, dass ein solches Vorhaben sehr aufwendig sei und viel Kraft koste. Trotzdem erhoffe man sich am Ende, durch solch ein Projekt andere zu motivieren. Was man aus der historischen Bausubstanz alles herausholen kann, zeigte sich in der nächsten Station, dem sogenannten „Blauen Haus“ in dem sich die Redaktion der Chamer Zeitung befindet. Dort blieben Details, wie die alte Rauchkuchl erhalten und die dicken Mauern entfalten auch im Sommer eine angenehme Kühlwirkung.
Auf dem weiteren Weg durch das Regental informierte Markus Götz vom Amt für Ländliche Entwicklung über die Fördermöglichkeiten seiner Behörde und stellte die Instrumente der Dorferneuerung vor. Im Waffelcafé, einem ehemaligen Bahnhofsgebäude in Miltach, informierte Inhaber Markus Beier über den ehemaligen Leerstand. Seine Familie hatte das Gebäude erworben und saniert. Heute ist der ehemalige Bahnhof, der als besondere Attraktion einen aufwendig restaurierten Originalwaggon beherbergt, ein beliebter Treffpunkt in der Region. Ebenfalls in Miltach stellte Dr. Ulrich Huber vom Landratsamt Cham das Siedlungsmanagementprojekt des Landkreises vor. Als Service erhalten die Gemeinden beispielsweise von jedem erfassten Leerstand einen Steckbrief mit wichtigen Informationen zu den Einzelobjekten sowie auch Informationen zur Gesamtsituation. Dies bildet eine hervorragende Entscheidungsgrundlage für möglichst passgenaue Aktivierungsbestrebungen
Einen innovativen Ansatz für die Weiterentwicklung einer Ortsmitte präsentierte Monika Bergman, 1. Bürgermeisterin von Blaibach. Leerstände in der Ortsmitte wurden dort als Chance zur Neupositionierung des Gemeindezentrums genutzt. Es entstand ein Bürgerhaus, das überregional bekannte Konzerthaus sowie ein neuer Dorfplatz. Wichtig bei der Umsetzung sei vor allem die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger gewesen, so Bergmann. In Bad Kötzting besichtigte die Gruppe das ehemalige Aschenbrenner Areal an der neuen Westumgehung als Beispiel für die Nachnutzung einer ehemaligen Industriebrache. In zentraler Lage entstehen dort aktuell 37 Wohnungen in verdichteter Bauweise sowie ein Nahversorgungszentrum. Bürgermeister Markus Hofmann, Stadtbaumeister Christian Kopf und Investor Matthias Altmann informierten über das Nutzungskonzept.
Die beiden Flächensparmanager Patrick Dichtler und Markus Roth, die zur Fahrradexkursion eingeladen hatten, ziehen ein positives Resümee und setzen auf die Anstoßwirkung der guten Beispiele: „Wer vor Ort aus erster Hand erfährt, warum sich Innenentwicklung und Flächensparen lohnen, wird hoffentlich auch selbst mit anpacken.“