Der sparsame Umgang mit Grund und Boden ist Ziel der Flächensparoffensive der Bayerischen Staatsregierung. Doch welche Werkzeuge und Ansätze gibt es als Unterstützungsmöglichkeiten für die Kommunen, um Flächen effizient zu planen und den „Flächenverbrauch“ sowie die (Folge-)Kosten zu reduzieren? Mit dieser Thematik beschäftigte sich die Kooperationsveranstaltung des Flächensparmanagements der Regierung von Mittelfranken, dem Regionalmanagement der Region Hesselberg sowie dem Landesamt für Umwelt im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Monat des Flächensparens“. Experten und Ansprechpartner gaben einen Einblick in die vielfältigen ökonomischen Aspekte. Die circa 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer – darunter Bürgermeister, Mitarbeitende aus kommunalen Bauverwaltungen und Kämmereien, Regional- und Allianzmanager sowie Stadt- und Gemeinderatsmitglieder zahlreicher mittelfränkischer Städte, Märkte und Gemeinden, informierten sich am 12. Juli 2022 in der halbtägigen Präsenzveranstaltung im Bürgerzentrum Merkendorf.
Dass man auch auf regionaler Ebene zum Thema Flächensparen und Innenentwicklung viel bewegen kann, zeigte Matthias Hörr vom Regionalmanagement der Region Hesselberg. Mit dem Förderprogramm des Regionalmanagements, u.a. im Themenbereich Siedlungsentwicklung, werden in der Region Hesselberg für die 25 Mitgliedskommunen aus den Landkreisen Ansbach und Donau-Ries für die Förderperiode 2021-2024 einige Projekte der ländlichen Entwicklung umgesetzt. „Wir möchten das Thema 'Siedlungsentwicklung' mit neuen Schwerpunkten (z.B. Mietwohnraum) weiter vertiefen und im Projekt ‚Besonderheiten der Region vermitteln‘ alte Ideen aufgreifen und gleichzeitig neue Wege gehen“, so Matthias Hörr. Im Rahmen der Förderrichtlinie Landesentwicklung werden Regionalmanagements mit einem Fördersatz unterstützt. Wenn Projekte zum Flächensparen umgesetzt werden, ist sogar noch eine Sonderförderung möglich.
Die im Rahmen der Veranstaltung präsentierte Wanderausstellung „Wie wohnen? Wo leben? Flächen sparen - Qualität gewinnen“ vom Bayerischen Landesamt für Umwelt zeigt Aspekte auf, die man beim Kauf oder Bau der eigenen vier Wände bedenken sollte und hilft die Themen „Flächensparen“ und „Wohnen im Bestand“ allen Interessierten anschaulich näher zu bringen. „Als Kernbotschaft der Ausstellung ist festzuhalten: Das Wohnen und Bauen im Bestand verhindert nicht nur weitere Flächenversiegelung im Außenbereich und erhält dort somit die natürlichen Bodenfunktionen, sondern bietet für Bauwillige und Wohnungssuchende außerdem viele weitere Vorteile. Beispielsweise werden die Wegstrecken kürzer, was sowohl für Familien als auch für Senioren wichtig ist. Eine stärkere Innenentwicklung hilft letztlich nicht nur den Flächenverbrauch zu mindern, Leerstände zu vermeiden und die Attraktivität des Ortskernes aufrechtzuerhalten, sondern auch die Siedlungsstruktur an den demografischen Wandel anzupassen und die vorhandene Infrastruktur bestmöglich auszulasten“ so Wolfgang Merkel vom Bayerischen Landesamt für Umwelt.
Die Kommunen werden bei der Planung von Baugebieten oder dem Management von Flächen durch kostenlose Tools des Landesamtes für Umwelt unterstützt. Neben der kostenlosen Flächenmanagement-Datenbank, welche einen grundlegenden Beitrag zur Erfassung von Flächen und Leerständen bieten kann, steht u.a. auch der „FolgekostenSchätzer“ freizugänglich zur Verfügung. In den FolgekostenSchätzer, führte Dr. Sabine Müller-Herbers vom Planungs- und Consulting-Unternehmen Baader Konzept GmbH, die Teilnehmenden ein. Bereits in einem sehr frühen Stadium der Planung kann der FolgekostenSchätzer wichtige Anhaltspunkte und Abschätzungen der Gestehungs- und Folgekosten für die Infrastruktur einer Wohngebietsplanung aufzeigen. Mithilfe des Folgekostenschätzers können Kommunen für unterschiedliche Standorte und verschiedene Planungsmöglichkeiten auf einer Fläche Kostenvergleiche ziehen. Damit können auch unterschiedliche Planungsszenarien mit Gegenüberstellung von Innenentwicklung und Außenentwicklung kalkuliert und beurteilt werden. „Neue Wohngebiete kosten Geld – Straßen müssen gebaut, Grünflächen angelegt, Abwasserkanäle und Stromleitungen verlegt werden. Diese Kosten fallen nicht nur einmalig bei der Herstellung an. Neu erschlossene Baugebiete belasten die Haushalte von Städten und Gemeinden auf lange Sicht – denn die Unterhaltskosten der neuen Infrastruktur sind in der Folge nicht unerheblich. Diese finden allerdings in den Vorüberlegungen und Vorplanungen oft nicht ausreichend Berücksichtigung“ so Dr. Müller-Herbers.
„Je früher man die Kosten kennt, desto besser kann man sie beeinflussen!“ Dabei spricht Dr. Verena Walter vom Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken nicht nur davon Erstkosten im Blick zu haben. Bei der Betrachtung der Lebenszykluskosten von Gebäuden werden durch qualitätsschaffende Bebauungs-und Erschließungsformen mit Folgekostenschätzung neben den Erstkosten auch die Folgekosten deutlich reduziert. Mit dem Ansatz „Innen statt Außen –Flächen schonen durch Baukultur, Qualität und Nachhaltigkeit“ werden nicht nur Leerstand und Brachflächen vermieden, sondern durch Qualität Identität geschaffen. Baukultur schont den öffentlichen Geldbeutel und schützt vor Abwanderung. Bei der Förderinitiative „Innen statt Außen“ können Kommunen bei der Umnutzung innerörtlicher Leerstände und beim Flächensparen unterstützt werden.
„Unser Ziel ist es, mit dieser Kooperationsveranstaltung zu zeigen, wie wichtig die Zusammenarbeit auf regionaler Ebene ist und ressortübergreifend mit kostenlosen Werkzeugen und Fördermitteln von vielen verschiedenen Seiten unterstützt wird“, erklärt Stefanie Bojko, Flächensparmanagerin bei der Regierung v. Mittelfranken. Eine flächenschonende Gemeindeentwicklung trägt dazu bei ökologische Aspekte, wie die Bewahrung der Naturräume, Erhalt der natürlichen Funktionen des Bodens, Klimaschutz, soziale Aspekte, wie die Belebung der Ortskerne, kurze Wege im Alltag, Erhalt der landschaftlichen Attraktivität und Erholungsräume, sowie ökonomischen Aspekte, wie die Folgekosten und Pro-Kopf-Ausgaben, Wertsteigerung von Immobilien & Investitionen im Innenbereich, Erhalt landwirtschaftlicher Flächen, als wichtigen Ansatz für mehr Lebensqualität zu nutzen und umzusetzen. Die an den Regierungen eingesetzten Flächensparmanagerinnen und Flächensparmanager stehen als zentrale Ansprechpartner beratend und vermittelnd zur Verfügung. Auf regionaler Ebene sind sie u.a. in der Landes- und Regionalplanung für die Sensibilisierung von Gemeinden, Wirtschaft und Öffentlichkeit sowie zur konkreten Unterstützung der Gemeinden im Rahmen der Flächensparoffensive zuständig.