Leben statt Leerstand

Veranstaltung in Buchbrunn gewährt Einblicke in die kommunale Innenentwicklung

Was haben die Gemeinde Buchbrunn, die Gemeinde Uettingen und der Markt Irsee gemeinsam? Zum einen handelt es sich um kleine, ländliche Kommunen in Bayern. Zum anderen engagieren sich alle drei aktiv für die Innenentwicklung, anstatt nur auf neue Baugebiete am grünen Ortsrand zu setzen. Wie das Leben und Wohnen im Ortskern gefördert werden kann, zeigten sie am 16. Oktober im Rahmen der Veranstaltung „Ortsentwicklung x 3“. Rund 50 Gäste aus ganz Unterfranken kamen im Dorfgemeinschaftshaus Buchbrunn zusammen, um sich von den guten Beispielen und Lösungsansätzen inspirieren zu lassen. Ausgerichtet wurde die Veranstaltung vom Regionalmanagement Kitzinger Land und der Flächensparoffensive an der Regierung von Unterfranken, unterstützt durch das Amt für Ländliche Entwicklung.

Immer mittendrin: Dorfladen und Tagespflege

Nach seiner Begrüßung führte Hermann Queck, Erster Bürgermeister der Gemeinde Buchbrunn im Landkreis Kitzingen die Teilnehmenden auf einen Dorfspaziergang. Mit Fördergeldern der Dorferneuerung konnte in der Ortsmitte in jüngerer Zeit einiges bewegt werden. Der neue Dorfladen „KummRei“ liegt fußläufig und zentral direkt an der Bushaltestelle. Die breiten Öffnungszeiten an allen Werktagen ermöglichen das Einkaufen vor und nach der Arbeit. „Ein Dorfladen muss offen haben. Wer ein paar Mal vor verschlossener Türe stand, kauft sonst künftig anderswo ein“, stellte Herr Queck fest. Sicher werde dafür Personal benötigt, die Unterstützung des Dorfladens macht sich im Gemeindeetat bemerkbar. Andererseits sei der Dorfladen ohne Personal nicht zu führen. So kann neben der Bäckerei sogar ein kleines Café betrieben werden. Zweiter Stopp des Dorfrundgangs war die AWO-Tagespflege, die auf dem Grundstück eines ehemaligen Gasthofes entstand. Mit der Lage im Altort sitzen die Senioren direkt am Geschehen, von der Terrasse aus blickt man auf die neu gestaltete Mitte. „Selbst meiner Schwiegermutter gefällt es hier!“, erklärte der Bürgermeister mit einem Lächeln. Im Obergeschoss seien barrierefreie Mietwohnungen entstanden – alle belegt.

Vielfältiges Wohnangebot im Bestand

Das Buchbrunner Dorfgemeinschaftshaus selbst hat eine lange Historie und wurde saniert und ausgebaut. In seinem Hauptraum stellten Edgar Schüttler, Bürgermeister der Gemeinde Uettingen im Landkreis Würzburg und Roland Breunig, Geschäftsführer des Büros archicult das Projekt „Neue Mitte Uettingen“ vor. Dort wird denkmalgeschützte Bausubstanz ­– etwa die alte Schule und das Schlossumfeld – gerade in modernen, vielseitigen Wohnraum verwandelt. Ein nachbarschaftliches Quartier, das sowohl großzügige Familienwohnungen als auch barrierefreie Einheiten für die ältere Generation umfasst, ist beinah fertig gebaut. „Man sollte erstmal versuchen, Gebäude umzunutzen und zu erhalten, bevor man sie abreißt“, plädierte Architekt Breunig für das Bauen im Bestand. „Sonst zerstört man ein Stück Identität des Ortes.“ In Uettingen musste nichts abgerissen werden. Stattdessen wurde der regionstypische Buntsandstein wiedereingesetzt und der Baumbestand bewahrt. Mittlerweile sind alle neu geschaffenen Eigentumswohnungen verkauft, zum Großteil an Einheimische, die ein Vorkaufsrecht hatten. Geplant ist außerdem ein Seniorenzentrum im alten Krämerhof, an ihm führt ein zentraler Verbindungsweg vorbei. „Wir wollen nicht, dass „Alten-Ghettos“ entstehen“, betonte Bürgermeister Schüttler. „Im Gegenteil: Die Leute sollen mittendrin sein, nicht abgeschottet am Rand“.

Mit dem Innenentwicklungskonzept in die richtige Richtung

Aus der Heimat der Schnappschildkröte „Lotti“ berichtete die dritte Bürgermeisterin des Marktes Irsee, Dr. Angela Städele. Die kleine Gemeinde aus dem Ostallgäu sorgte in der Vergangenheit nicht nur für Sommerloch-Schlagzeilen, sondern auch für ein außerordentliches Bekenntnis zur Innenentwicklung. Bereits seit 1987 konnte mit der Dorferneuerung viel erreicht werden, darunter die Einrichtung eines wöchentlichen Biomarktes durch die Umnutzung alter Bausubstanz oder der Umbau des alten Gerichtshauses. Ursprünglich habe man es abreißen wollen, nun befinden sich dort Arztpraxis und Töpferwerkstatt. „Zum Glück haben sich die Bewahrer durchgesetzt“, so Dr. Städele. „Wir sind auch sehr stolz, dass wir noch unseren Dorfbäcker haben.“ Trotz dieser schon erfolgten Verbesserungen entschloss man sich, weiterzumachen und 2020 mit umfassender Bürgerbeteiligung ein Innenentwicklungskonzept zu erstellen. Die Leitfrage: „Wie schaffen wir langfristig attraktive Lebensbedingungen im Ort, nicht außenherum?“ Ideen sind schon vorhanden, zum Beispiel die Einrichtung eines kleinen Nahversorgers im ehemaligen Raiffeisen-Gebäude oder ein Senioren-Wohnprojekt in einer alten Hofstelle. Eines ist klar: Der Markt Irsee bleibt dran am Thema Altortbelebung!

Nach den Vorträgen lud Bürgermeister Queck zum kulinarischen Ausklang mit dem Gemeindewein „Alte Rebe“ ein. Da die Fachimpulse weiteren Bedarf zum Austausch angeregt hatten, blieben viele Teilnehmenden gerne für einen Schoppen.