Von grünen Gewerbegebieten und aufgestockten Supermärkten

Das Webinar, ausgerichtet vom Flächensparmanagement der Regierung von Unterfranken sowie der IHK Würzburg-Schweinfurt, war gut besucht. Über 100 Interessierte aus den kommunalen Verwaltungen, Landratsämtern, Planungsbüros und regionalen Initiativen schalteten sich am 14.02.2023 der Videokonferenz zu.Deutlich wurde dadurch, dass immer mehr Bedarf an weiterem Wissen besteht, was die Einbindung umweltgerechter Strukturen in neue Gewerbeplanungen angeht. Auf dem Programm standen drei Expertenvorträge, die einen Blick über den Tellerrand versprachen.

Referentin Annette Schimmel, Projektleiterin für Green Economy an der Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung (BIS) berichtete über die Entwicklung des neuen Gewerbegebietes „Lune Delta“ an der deutschen Nordseeküste. Das 150 Hektar große Areal wird nach strengen Nachhaltigkeitskriterien beplant und bedarfsgerecht erschlossen. Laut Konzept wird dort bald energieeffizient sowie ressourcenschonend gewirtschaftet und es entsteht ein Quartier, das den Bedürfnissen der Beschäftigten Rechnung trägt. Durch eine vielfältige Freiraum- und Gewässerstruktur soll sich das Gebiet nicht nur in den wertvollen Landschaftsraum einfügen, es soll ebenso Aufenthaltsqualität und gesunde Arbeitsverhältnisse bieten. Der Planung liegt ein Energiekonzept zugrunde, das vollständig auf erneuerbaren Energien beruht. Ein Handbuch regelt die Gestaltungsvorhaben auf den einzelnen Firmengrundstücken, sodass Dachbegrünung und Fassadenbewuchs zum Standard werden. Von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) wurde dem Modellprojekt auf der Luneplatte bereits das Vorzertifikat „Platin“, die höchstmögliche Auszeichnung, verliehen.

Zurück nach Bayern ging es mit dem Folgevortrag, den Sophie Pfaffinger von der Quest Baukultur GmbH im Gepäck hatte. Die Immobilienfachwirtin aus Kolbermoor zeigte auf, wie Kommunen durch selbstbewusste Bauleitplanung und Bürgerbeteiligung die multifunktionale Flächennutzung begünstigen können. Im Detail ging sie auf das Bauprojekt eines Supermarktes in Wörthsee ein, der mit kleinen Appartements aufgestockt und mit einer Tiefgarage unterkellert wird. Durch das „Übereinander statt Nebeneinander“ kann nicht nur Fläche eingespart werden – es entsteht zudem Wohnraum für die Bevölkerungsgruppen, die sich im teuren Umland von München kein großes Wohneigentum leisten können und wollen, z.B. junge Studierende, Singles, Auszubildende oder Senioren.

Abschließend stellte Christoph Heinrich Böll von der Apleona Invest GmbH die Erfordernisse des Bauens in Zeiten des demographischen Wandels dar. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Alterung in unserer Gesellschaft bräuchte es mehr integrierte Quartierskonzepte, die barrierefreie Wohnlösungen und medizinische Versorgung zusammen denken. Gewerbe und Wohnen könne ebenfalls miteinander funktionieren. Die Vorstellung des Wohnens im Pflegeheim schrecke bisweilen die meisten Menschen ab. Daher wäre umso mehr Nachfrage nach Wohnangeboten vorhanden, die so lange wie möglich einen selbstständigen Alltag im Alter erlauben. Der Vortrag war auch als Appell an die teilnehmenden Kommunen zu verstehen, die mit ihren gemeindlichen Planungen noch stärker auf diese Trends eingehen könnten.